Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

Botanik

Pelargonium oblongatum Die zur Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae) gehörenden Pelargonien zählen zu den beliebtesten Beet- und Balkonpflanzen Deutschlands.
Die meisten Verbraucher kennen nur wenige Arten von Pelargonien. Das enorme Farb- und Formenspektrum der Gattung ist eher unbekannt und Pelargonien werden häufig nicht als solche erkannt.
Pelargonium gibbosum Kompakte, gefüllte, fedrig leichte und schmetterlingsartige Blütenformen, eine enorme Variationsbreite an Farben und Formen des Laubes, sowie Arten mit stark duftendem Laub sind zu finden. Die ätherischen Öle, die die Duftpelargonien produzieren erinnern u.a. an Rosen, Zitronen, Zedern und Muskat. Der Pflanze dienen diese sekundären Inhaltsstoffe zur Abwehr von Schädlingen und Fraßfeinden.
Duftpelargonien und ihre ätherischen Öle werden in der Aromatherapie und - vor allem in Großbritannien - in der Küche verwendet.
Weitere Inhaltsstoffe der Pelargonien werden für medizinische Zwecke genutzt. Pelargonium sidoides
Die Kapland-Pelargonie Pelargonium sidoides wird bei der afrikanischen Urbevölkerung als natürliches Antibiotikum eingesetzt.
Auch im europäischen Raum ist der Wurzelextrakt der Kapland-Pelargonie mittlerweile als Medikament gegen Husten, Bronchitis und zur Stärkung des Immunsystems anerkannt. Der Name Umckaloabo unter dem das Medikamnt in Deutschland bekannt ist, stammt aus der Zulu-Sprache und bedeutet soviel wie "schwerer Husten".

Pelargonien werden häufig fälschlicherweise als Geranien bezeichnet. Beide Gattungen gehören zwar zur gleichen Familie und bilden die für die Familie typischen länglich-spitzen und schnabelförmige Früchte, grenzen sich aber in weiteren Eigenschaften deutlich voneinander ab.
Geranien sind die im deutschen Raum als Storchschnabel bezeichneten winterharten Stauden, Pelargonien sind in unserer Klimazone nicht winterhart.

Herkunft
Pelargonien gehören zur Kapflora. An ihren Ursprungsstandorten sind Pelargonien ein- oder mehrjährige krautige Pflanzen. Viele Arten verholzen bei längerer Lebensdauer, selten weisen sie einen strauchigen Wuchs auf. Etwa 4/5 der Arten finden sich in Südafrika und Namibia in Gebieten mit Winterregen. Weitere Arten finden sich weiter im Norden in Ostafrika - in Simbabwe, Malawi, Tansania, Kenia, Äthiopien - und einige Arten finden sich auf der arabischen Halbinsel. Außerhalb des afrikanischen Kontinents finden sich Pelargonien in der Türkei, dem Irak und dem Iran, einige Arten wachsen relativ isoliert auf Inseln – zwei Arten auf Madagaskar (Pelargonium caylae Humbert, Pelargonium madagascariense Baker), jeweils eine Art auf St. Helena (Pelargonium cotyledonis (L.) L'Herit.) und Tristan da Cunha (Pelargonium acugnaticum Thouars), wenige Arten in Tasmanien, Australien und Neuseeland.

Pelargonium graveolens Pelargonien haben sich hervorragend an ihre Lebensräume angepasst, ihre Verbreitungsgebiete finden sich von Gewässerrändern bis in die Wüste - auf unterschiedlichsten Höhenlagen. In trockenen Lebensräumen haben sich sukkulente Formen entwickelt, die über- oder unterirdische wasserspeichernde Organe verfügen.

Nur wenige der 280 weltweit verbreiteten Wildarten sind an der Entstehung der heute kultivierten Zuchtformen beteiligt. Sie entstammen meist den mediterranen und subtropischen Klimazonen. Die Pflegeansprüche der heutigen Sorten entsprechen den Bedürfnissen ihrer wilden Ahnen. Sie mögen es sonnig, warm und eher trocken.

Blätter
Pelargonium Mrs Pollock Die Blätter der Pelargonien sind gestielt, im oberen Bereich der Pflanze meist wechselständig, im unteren meist gegenständig angeordnet. Ihr Erscheinungsbild ist vielgestaltig: fingerförmig, gelappt, gefiedert oder geteilt, Nebenblätter sind vorhanden. Die Blätter sind meist behaart und enthalten sowohl in den Drüsenhaaren, als auch in den Blättern ätherische Öle, die bei leichtem Reiben der Blätter, evtl. auch schon bei Berührung freigesetzt werden.

Blüten Die Blüten der Pelargonien sind zygomorph (sie haben eine Spiegelebene). Durch dieses Merkmal lassen sich Pelargonien und Geranien (mehrere Spiegelebenen) unterscheiden. Die Blüten werden bei Temperaturen über 7-10°C ausgebildet. Mehrere Blüten sind zu doldenartigen Gruppen (Trugdolden) zusammengefasst. fertile Blütenteile der Pelargonie Spiegelebene bei Pelargonienblüte
Das Erscheinungsbild der Blüten ist schalen-, stern-, trompeten-, trichterförmig oder schmetterlingsartig. Sie sind gestielt, zwittrig, meist fünfblättrig und besitzen eine doppelte Blütenhülle (Kelch und Kronblätter). Die Kelchblätter sind nicht miteinander, aber mit der Nektarröhre verwachsen. Die meist fünf Kronblätter (Petalen der Blütenblätter) stehen frei, die beiden oberen unterscheiden sich meist deutlich von den unteren.
Form, Farbe und Anzahl der Kronblätter ist artspezifisch variabel. Je nach Art werden fünf, vier, zwei oder wie bei Pelargonium apetalum gar keine Blütenblätter ausgebildet. Pelargonien bilden statt eines Diskus (nektarproduzierende Aufwölbung am Blütenboden) einen Nektarsporn. Schnabelstruktur und Narben

Der Blütenaufbau der Pelargonien besteht aus zwei Kreisen mit je fünf Staubblättern, von denen nur zwei bis sieben fertil sind. Die anderen sind reduziert und unfruchtbar. Die fünf Fruchtblätter sind bis zur Spitze verwachsen bilden einen oberständigen Fruchtknoten. An der Spitze bilden sie einen Schnabel mit fünf Narben. Die Blüten der Pelargonien sind vormännig (die Pollen werden entlassen, bevor die Narben reif sind), um Selbstbestäubung zu vermeiden.
Die Bestäubung erfolgt durch Bienen, Tag- und Nachtfalter, Fliegen und bei einer Art auch durch Vögel.

Samen
Nach erfolgreicher Bestäubung entsteht innerhalb von vier bis sechs Wochen jeweils eine Spaltfrucht, Pelargonienfrüchte die nach der Abreife in fünf einsamige Teilfrüchte zerspringt. Die Teilfrucht wird aus dem inneren Teil der Fruchtblätter - der als Mittelsäule stehen bleibt - und den Samenanlagen - von denen sich meist nur eine entwickelt - gebildet, die im unteren Teil der Frucht das eigentliche Samenkorn entstehen lassen.

Pelargoniensame Die Teilfrucht besteht aus der Granne und dem Samen.
Die Granne dient als Flugkörper und gewährleistet, dass der Samen als erstes und mit der Spitze auf dem Boden auftrifft.
Ist der Bodenkontakt erfolgt, lässt die Bodenfeuchte den Samen mit Granne aufquellen und die korkenzieherartige Struktur der Granne bewirkt, dass sich der Same im Uhrzeigersinn in die Erde dreht, bis er ganz bedeckt ist. Zusätzlich hakt die Granne sich bei diesem Vorgang fest und hält den Samen in der Erde. Nun kann sich eine neue Pelargoniengeneration entwickeln.



Bilder: B. Stisser, D.Stisser, M. Alter, M. Kleinau
Text: M. Alter, B. Stisser, H. Wegner
Quellen: