Die Gattung Gladiolus ist mit ca. 250 Arten fast ausschließlich in Afrika zu Hause, wenige Arten stammen aus Europa. Sie gehört zur Familie der Iridaceae, der Irisgewächse. Die Ursprungsarten unserer heutigen Gartengladiolen stammen aus südafrikanischen Grasländern. Bis zu den großblumigen Sorten unserer Tage bedurfte es mehr als 200jähriger Züchtungsarbeit.
Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die ersten Gladiolenarten nach Europa eingeführt. Wahrscheinlich waren es Gladiolus angustus und Gladiolus tristis, wenig später folgten Gladiolus cardinalis und Gladiolus floribundus. Die erste wichtige Hybride scheint Gladiolus colvillei gewesen zu sein, die im Jahre 1823 in der Gärtnerei von Colvill in Chelsea in England aus den Arten Gladiolus concolor und Gladiolus cardinalis entstanden ist. Die zweite wichtige Hybride war Gladiolus ramosus, die aus den Nachkommen der Arten Gladiolus blandus und Gladiolus floribundus entstanden sein soll.
Die modernen Gartengladiolen begannen jedoch mit Gladiolus Gandavensis, die durch Louis van Houtte aus Gent 1841 in den Handel gegeben wurde. Gezüchtet wurde diese Rasse von M. Bedinghaus, Gärtner des Herzogs von Ahrenberg aus Kreuzungen mit Gladiolus psittacinus, Gladiolus floribundus, Gladiolus ramosus und Gladiolus cardinalis. Die Sämlinge dieser neuen Klasse waren bedeutend wüchsiger und höher als ihre Eltern, ihre Blumen regelmäßiger und edler gebaut und die Farben ihrer Blüten von größerer Leuchtkraft. Die Gandavensis-Klasse war als Gartengladiole führend von 1850 - 1880, bis Gladiolus lemoinei und Gladiolus nanceianus und die Childsii-Sorten kamen.
Lemoine stellte fest, dass die im Jahr 1870 eingeführte Art Gladiolus purpureo-auratus (= G. papilio) winterhart war. Deshalb kreuzte Lemoine sie mit der schöner blühenden Gladiolus gandavensis. Die daraus entstandenen widerstandsfähigen und in milden Gegenden winterharten Sorten kamen im Jahr 1880 unter dem Namen Gladiolus lemoinei in den Handel. Besonders auffallend an diesen neuen Hybriden waren die großen Schlundflecken und Zeichnungen der Blüten. Leider wurde dann in der Züchtungsarbeit des 20. Jahrhunderts das Zuchtziel Winterhärte nicht mehr weiter verfolgt, so dass im heutigen Sortiment keine winterharten großblumigen Gladiolen vertreten sind.
Im Jahr 1887 entstand bei Lemoine durch Kreuzung seiner Gladiolus lemoinei mit Gladiolus saundersi die besonders großblumige Gladiolus-Nanceianus-Rasse, deren Blumen weit geöffnet und meist gefleckt sind.
Durch Kreuzung von Gladiolus gandavensis mit der neuen Gladiolus saundersi erhielt Max Leichtlin aus Baden Baden eine besonders großblumige Rasse, die zuerst als Gladiolus leichtlini bekannt wurde. Später verkaufte Leichtlin seinen Bestand an J.L. Childs nach Amerika, der diese dann als Gladiolus childsii in den Handel brachte.
Eine weitere Wildart, Gladiolus primulinus, die 1887 in Ostafrika entdeckt wurde, brachte nochmals einen Aufschwung in die Züchtung. Diese Art vererbte ihre dünnen, festen Stiele und die primelgelbe Farbe an ihre Nachkommen. Die daraus entstandenen 'Primulinus-Hybriden' sind z. T. heute noch im Angebot.
Alle die erwähnten Züchter schufen die Voraussetzung für die Züchtungsarbeit dieses Jahrhunderts. Zuchtziele waren hier besonders: gute Öffnung der Einzelblüte, möglichst viele gleichzeitig geöffnete Blüten am Stiel, Wellung der Blüte, Festigkeit der Blütenblätter, klare Farben, auffallende Farbkombinationen, Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, gute Vermehrbarkeit durch Brutzwiebeln. Viel ist inzwischen erreicht, aber es bleiben immer noch viele Wünsche offen.
Es gibt aber auch verschiedene Wildarten, die in unseren Breiten winterhart sind und deshalb in unseren Gärten verwendet werden können.
Für trockene Standorte eignen sich folgende Wildarten: Gladiolus communis (Gemeine Siegwurz), Gladiolus communis ssp. byzantinus (Byzantinische Siegwurz), Gladiolus illyricus (Illyrische Siegwurz), Gladiolus imbricatus (Wiesensiegwurz) und Gladiolus italicus (auch G. segetum, Saatgladiole). Alle diese Arten entstammen Wiesen, Strauchheiden, Felsfluren und trockenen Wäldern vor allem des Mittelmeerraums. Gladiolus imbricatus entstammt den trockenen bis feuchten Wiesen im östlichen Mitteleuropa und in Vorderasien.
Die Gemeine Siegwurz, die auch in Deutschland stellenweise verwildert auftritt, trägt über ungleich langen, schwertförmigen Laubblättern eine Ähre aus intensiv rosaroten Trichterblüten, die alle in dieselbe Richtung weisen. Die Byzantinische Siegwurz ähnelt der vorigen sehr, hat aber intensiver gefärbte Blüten. Die auch in Deutschland heimische Gladiolus imbricatus öffnet an derben Blütenschäften intensiv purpurrote Blüten, die dicht aneinander stehen. Die Saatgladiole fällt in mediterranen Weinbergen, Olivenhainen und Getreidefeldern durch ihre kräftig leuchtenden, rosa-purpurroten, schlanken Trichterblüten auf Obwohl sie zu den wärmeliebenden Arten der Gattung gehört, gilt sie als besonders robust und ist selbst in kälteren Gegenden sehr ausdauernd. Diese ganzen Wildformen benötige einen sonnigen, geschützten und möglichst warmen Platz auf durchlässigem, nicht zu trockenem aber auch nicht zu nassem Boden.
Sie geben sich mit einem wenig nährstoffreichen Boden zufrieden. Die Saatgladiole gedeiht sogar auf steinigem Untergrund. Am richtigen Standort sind die Wildgladiolen sehr anspruchslos. Mit der Zeit vermehren sie sich zu schönen, reichblühenden Horsten. Deshalb läßt man sie am besten ungestört wachsen.
Eine weitere winterharte Art ist Gladiolus palustris (Sumpfsiegwurz). Sie stammt aus feuchten Wiesen und Mooren in Mittel- und Südeuropa. Ihre Standortansprüche kann man wie folgt charakterisieren: den Kopf in wärmender Sonne, den Fuß in erfrischender Feuchtigkeit. Am besten entwickeln sich die Knollen in einem humosen, lockeren Gartenboden, der stets leicht feucht ist, aber keinesfalls staunaß sein darf. Auch bei dieser Gladiole bildet sich ein einseitig ausgerichteter Blütenstand mit purpurroten Blüten.
Im Kurpark in Bad Bellingen ist eine weitere Wildart ausgepflanzt und hat sich in den letzten 5 Jahren kräftig vermehrt: es handelt sich um die schon oben erwähnte Gladiolus papilio (= G. purpureo - auratus). Sehr bezeichnend für diese Art ist der große Schlundfleck. An warmen Tagen duften diese Gladiolen leicht. Der Bestand gedeiht hier auf einem sehr durchlässigen Boden mit Kies und Sand im Unterbau. Die Pflanzen bekommen keinen Winterschutz; der einzige Schutz ist das eigene Laub, das über den Winter auf den Pflanzen belassen wird.
Quelle: Jubiläumsjahrbuch 1997 der DDFGG e.V.