Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

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Palmfarn
Cycas - Encephalartos - Zamia

Cycas_ircinalis

Palmfarne besiedeln seit geschätzten 300 Millionen Jahren unseren Planeten und gehören zu den ältesten Lebewesen auf der Erde. Versteinerte Spuren dieser lebenden Fossile finden sich weltweit. Es war die Zeit der Dinosaurier und gab es neben den „niederen“ Pflanzen wie Moosen, Flechten und Farnen nur wenige „höhere“ Pflanzen, darunter den Palmfarn.
Die Ordnung der Palmfarne (Cycadales), gehört wie Koniferen, Zypressen und Ginkgo in die taxonomische Hauptgruppe der Nacktsamer (Gymnosperms). Ihre Samenanlagen sind nicht von Fruchtblättern umschlossen. Die Unterteilung der Ordnung in zwei bis vier Familien und die Zuordnung der Gattungen wird in der Fachwelt kontrovers diskutiert und so unterscheiden sich die Angaben je nach Quelle.
Im Folgenden werden die Gattungen Cycas, Encephalartos und Zamia vorgestellt.
Die Gattung Cycas gehört als einzige Gattung mit 117 anerkannten Arten zur Familie der Cycadaceae (Plants of the world 2017). Die Gattung Encephalartos mit 66 anerkannte Arten (Plants of the world 2017) und die Gattung Zamia mit 77 anerkannten Arten (Plants of the world 2017) werden der Familie Zamiaceae zugerechnet, die insgesamt 9 Gattungen umfasst (Plants of the world 2017). Die natürlichen Verbreitungsgebiete der Palmfarne liegen in den tropischen und subtropischen Gebieten der südlichen und nördlichen Hemisphäre. Die Gattung Cycas findet sich in Gebieten von Ostafrika, über Indien, Südostasien, Nordaustralien, bis Japan. Die Gattung Encephalartos ist auf dem afrikanischen Kontinent in Zentralafrika und Teilen West-, Süd- und Ostafrikas zu finden. Die Verbreitungsgebiete der Gattung Zamia befinden sich im zentralen und nördlichen Südamerika, in Mittelamerika, Florida und Teilen Georgias.
Heute sind viele der Palmfarnarten stark bedroht und stehen zum Teil unter Naturschutz. Die Arten der Gattung Encephalartos sind bereits alle im Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens gelistet.

Alle Vertreter der Ordnung der Palmfarne besitzen relativ hartlaubige Blattwedel mit spitzen, scharfen und/oder gezahnten Blatträndern. Die männlichen und weibliche Vermehrungsorgane stehen auf verschiedenen Pflanzen in Zapfen- oder Ananasform und sind 'nestartig' von Blattwedeln umgeben.
Ältere Exemplare zeigen eine mehr oder weniger ausgeprägte Stammbildung, die an die von Palmen erinnert. Wenn Blätter abgeworfen werden bleiben am Stamm harte Blattnarben zurück, die den Stämmen der Palmfarne ihr charakteristisches Aussehen geben.
Deutsche Namen wie „Sagopalmfarn“ oder „Brotpalmfarn“ weisen auf die Nutzung von Pflanzenteilen zur Stärkegewinnung und Nutzung als Lebensmittel hin. Neue Studien zeigen, dass einige der Inhaltsstoffe gesundheitlich bedenklich sind - es mehren sich die Hinweise auf eine Zusammenhang zwischen einem erhöhten Risiko für Demenzerkrankungen und dem regelmäßigen Verzehr von Produkten, die aus Palmfarn hergestellt wurden.
Einige Palmfarn-Arten sind auch als Zierpflanzen verbreitet - Botanische Gärten, kultivieren sehr imposante, uralte Exemplare verschiedenster Arten. Im Handel sind nur wenige Arten als Topf- und Kübelpflanze erhältlich.

Gattung Cycas - Sagopalmfarne
Der deutsche Name der Cycas-Arten ist etwas verwirrend. Früher dienten Sagopalmfarne als Lieferant für Stärkemehl aufgrund der Inhaltsstoffe, die heute als giftig eingestuft werden und mit Demenzerkrankungen in Verbindung gebracht werden, verzichtet man seit einigen Jahren auf die Stärkegewinnung aus dieser Art.
Allerdings werden - besonders im asiatischen Raum – mehrere Palmarten als Sagopalmen betitelt, insbesondere die echte Sagopalme (Metroxylon sagu) aus der Familie der Palmengewächse (Arecaceae) aus denen auch Sagostärke gewonnen wird.
Die im Handel vorherrschende Art dieser Gattung ist Cycas revoluta, die in Süd-Japan und den Ryukyu-Inseln (Okinawa) heimisch ist und als Japanischer Sagopalmfarn bezeichnet wird. Cycas sind sehr langlebige und langsam wachsende Pflanzen. Sie entwickeln in der Regel jedes Jahr einen neuen Blattwedelkranz an der Triebspitze. Die Anzahl der neuen Blattwedel steigt im Laufe der Jahre proportional zum Durchmesser des Stammes.
Cycas-Arten sind ebenfalls zweihäusig. Die männlichen Pflanzen entwickeln zapfenförmigen Blütenstände, die weiblichen Pflanzen bilden fertile umgeformte Blätter aus, die im Wechsel mit normalen Palmfarnwedeln an der Triebspitze erscheinen. Die Samenanlagen befinden sich an den Rändern der fertilen Blätter.
Außergewöhnlich ist auch, dass Cycas-Arten an ihren natürlichen Standorten eine Symbiose mit Cyanobakterien eingehen. Cyanobakterien sind die einzigen Bakterien, die der Photosynthese fähig sind. Sie sichern unter anderem die Nährstoffversorgung der Palmfarne. So unterschiedlich die Cycas-Arten sind, so unterschiedlich können ihre Lebensräume sein: Von den Küsten bis in Bergregionen, in Wäldern, in der Savanne oder an Felshängen.

Gattung Encephalartos - Brotpalmfarne
Die Naturstandorten dieser Gattung liegen an Felshängen, auf Küstendünen oder in Bergregionen. Sie entwickeln sich sehr langsam und bilden horstartig wachsende, mehrtriebige Pflanzen. Erst im Laufe von Jahrzehnten bilden die Pflanzen einen Stamm aus, der bis zu 3,5m hoch werden kann.
Wie bei anderen Palmfarnen sind die Fiederblätter sehr hart und stachelig und – je nach Art – auch gezahnt. Der Brotpalmfarn ist zweihäusig, es gibt also männliche und weibliche Pflanzen. Die weiblichen Exemplare bilden in ihrer Kronenmitte in Gruppen stehende Zapfen, die bis zu 50cm lang werden können und im Aussehen an Ananas erinnern. Die Blattwedel können je nach Art und Alter bis zu 2,5m lang werden.
Die Vermehrung der Pflanzen über Samen ist verhältnismäßig einfach, der Samen ist im Handel jedoch kaum erhältlich. Die Arten dieser Gattung sind in ihrem Bestand stark bedroht und es gibt - je nach Art - nur noch wenige männliche Pflanzen. Lediglich in Botanischen Gärten findet man große stattliche Exemplare.
In Kultur sind die Brotpalmfarne relativ robust - sie können auch an einem windigen Standort stehen und unter günstigen Voraussetzungen vertragen sie auch einmal leichten Frost. Im Sommer bevorzugen sie einen vollsonnigen Standort und lieben Wärme, Hitze vertragen sie sehr gut. In dieser Zeit benötigen sie – proportional zum Lichtangebot – viel Wasser, Staunässe sollte aber unbedingt vermieden werden. Hilfreich ist eine Drainage im Topf und ein durchlässiges Substrat. Durch das langsame Wachstum ist das Umtopfen nur alle paar Jahre nötig.

Zamia-Palmfarne
Die Gattung Zamia gilt als die variabelste Gattung in der Ordnung der Palmfarne. Die besiedelten Habitate sind sehr vielfältig. Viele der Arten sind auch endemisch, kommen also nur in einem begrenzten Gebiet vor und sind dadurch in ihrem Bestand bedroht. Zamia-Arten wachsen im Regenwald, in der Savanne, in Wüsten auf Dünen oder in Gezeitensümpfen. Von Meereshöhe bis in Höhenlagen von bis zu 2.500m ü.N.N. Im Regenwald können sich an Stämmen von alten, höheren Arten auch als Epiphyten ansiedeln.
Die Blätter von Zamia sind einfach gefiedert und variieren stark in Länge, Form und Stabilität. Die Blattbasen bilden den typischen charakteristischen narbigen Stamm, der – je nach Art – bis zu 4m hoch werden kann. Im Gegensatz zur Gattung Cycas sind die männlichen Zapfen eher klein und unscheinbar, während die weiblichen zapfen – je nach Art – bis zu 45cm lang werden können. Die Farben der Sarcotesta (des Fruchtfleisches, das die eigentlichen Samen umhüllt) variiert – auch wieder je nach Art – von gelb, orange bis zu rosa oder rot. Die Reifung der Samen nach erfolgreicher Befruchtung dauert 6-14 Monate. Während die Befruchtung durch Insekten geschieht, werden die Samen durch Vögel und Nagetiere verbreitet.

Es gibt noch weitere interessante Gattungen bei den Palmfarnen, diese sind allerdings noch seltener zu sehen und nicht im Handel zu bekommen.


Weitere interessante Informationen und Quellen finden Sie hier:
Cycadaceae - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Cycas - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Zamiaceae - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Encephalartos - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Zamia - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Cycadaceae - The Plant List
Nacktsamige Pflanzen - wikipedia
Palmfarne - wikipedia


Kultur und Pflegepraxis

Standort und Düngung
Palmfarne sind in der Regel sehr robust und kommen meist auch mit eher „suboptimalen“ Bedingungen zurecht. Was allgemein zu bedenken ist, ist das langsame Wachstum. Wird das Blattwerk – z.B. durch äußere Einwirkungen – beschädigt, dauert es lange (Jahre!), bis es wieder vollständig ersetzt ist.
Palmfarne vertragen sowohl direktes Sonnenlicht, als auch einen halbschattigen Standort.
Wenn sie aus dem Winterquartier ins Freie geräumt werden, sollten sie allerdings zuerst für ein paar Wochen an einen eher schattigen Standort wieder an das UV-Licht im Freien gewöhnt werden, da es sonst zu Verbrennungen kommen kann.
Da die verschiedenen Palmfarn-Arten (egal welche Gattung) in ihrer Vielfalt an den unterschiedlichsten Habitaten beheimatet sind, ist es naturgemäß sehr schwer, die entsprechende Substratmischung zu finden.
Es gibt keine für alle Gattungen und Arten ideale Mischung. Möglich ist natürlich, sich bei Botanischen Gärten oder Spezialgärtnereien nach dem optimalen Substrat für die jeweilige Art zu erkundigen, mit einem durchlässigen Substrat wie Palmenerde oder Mischungen mit mineralischen Bestandteilen und z.B. einen Rindensubstrat kann man aber nicht wirklich etwas falsch machen. Wichtig: Staunässe ist unbedingt zu vermeiden! Im Sommer sollte sie einmal wöchentlich gegossen werden. Düngergaben (mit Palmendünger) sind in der Hauptwachstumszeit 1-2 mal monatlich ideal.

Krankheiten und Schädlinge
Bei ungünstigen Standortbedingungen können Schmier-, Schild- und Wollläuse auftauchen, diese lassen sich mit Paraffinöl- oder Neembaum-Produkten bekämpfen.
Auf der folgenden Seite nach einem geeigneten Mittel suchen: Pflanzenschutz-Informationssystem

Überwinterung und Schnitt
Im Winter sollten Sie die Wassergaben reduzieren. Eine etwas niedrige Temperatur von 15°C wäre für Palmfarne ideal, ist aber nicht zwingend notwendig.
Umtopfen ist maximal alle 2-3 Jahre wirklich nötig. Umgetopft wird in der Zeit zwischen Frühjahr und Hochsommer in eine durchlässige, nicht zu humusreiche Erde. Der Topf sollte zwingend mit einer Drainage versehen werden.
Achtung: Die Blattspitzen sind relativ hart, sie können zum einen leicht verletzen zum anderen auch leicht verletzt werden. Stellen Sie die Palmfarne daher etwas frei auf, um sich und die Pflanze zu schonen. Außerdem bringt ein großzügiger Standplatz die Pflanze optimal zur Geltung!

Galerie



Bilder: M. Alter
Text: M. Alter, H. Wegner
Februar 2020