Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

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Enzianstrauch - Blauer Kartoffelbaum
Lycianthes rantonnetii, Syn. Solanum rantonnetii

Lycianthes rantonnetii

Die Gattung Lycianthes gehört mit ihren 156 anerkannten Arten innerhalb der Ordnung der Nachtschattenartigen (Solanales) zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). (Plants of the world 2017)
Die ursprünglichen Verbreitungsgebiete der Art liegen in Nordost Argentinien, Bolivien, Süd- und Südost-Brasilien und in Paraguay. Mittlerweile ist sie auch in El Salvador, Guatemala, Pakistan und Spanien zu finden.
Lycianthes rantonnetii ist kein Kübelpflanzen-Klassiker, aber doch seit Jahren ein Dauerbrenner bei den in Mitteleuropa gehandelten Arten. Als blaue Variante wird die Art häufig als Enzianstrauch bezeichnet, ein anderer in Deutschland gebräuchlicher Name ist 'Blauer Kartoffelbaum' und passt besser zur Einordnung der Art, denn mit dem Enzian hat diese Kübelpflanze nur das Blau der Blüten gemein. Die Blüten mit ihren radförmig verwachsenen Kronblättern offenbaren bei genauem Hinsehen zu welcher Familie dieser Strauch wirklich gehört - zu den Nachtschattengewächsen, sie ähneln denen von Tomaten und Kartoffeln. Die Familie ist sehr groß und umfasst 99 Gattungen mit schätzungsweise 2700 Arten (Anzahl je nach Quelle stark schwankend), von denen wir einige als Nutz- und Zierpflanzen und auch als einheimische Arten aus der Natur kennen, wie beispielsweise den Bittersüßen Nachtschatten oder die Tollkirsche.
Lycianthes rantonnetii wächst am Naturstandort als lockerer Strauch. Bei uns kennt man die Pflanzen zumeist als Hochstamm gezogen. Je nach Alter erreichen sie eine Höhe von bis zu 2m und mehr. Das Wachstum ist recht üppig, eine Pflanze kann im Laufe eines Sommers Triebe von bis zu 80cm oder mehr ausbilden.
Während des ganzen Sommers, bei ausreichender Nährstoffversorgung bis in den Oktober hinein, beeindruckt Lycianthes rantonnetii durch ihre unerschöpfliche, üppige Blütenpracht. Die nur wenige cm großen Blüten erstrahlen in blau, blau/lila gestreift oder inzwischen auch in weiß.
Drohen die ersten Fröste muss die Kübelpflanze ins Winterquartier umziehen, denn selbst in den begünstigten, besonders milden Klimazonen Mitteleuropas ist die Art nicht winterhart.
Da die Pflanze zu den Nachtschattengewächsen gehört, die für den Menschen giftige Substanzen ausbilden, sollte sie mit Umsicht gehandhabt werden.


Weitere interessante Informationen und Quellen finden Sie hier:
Lycianthes - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Lycianthes rantonnetii - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Lycianthes rantonnetii- wikipdia
Lycianthes - wikipdia



Kultur und Pflegepraxis

Standort und Düngung
Lycianthes rantonnetii benötigt einen sonnigen bis halbschattigen Standort, um reichhaltig zu blühen.
Neben dem Standort ist eine ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung für einen vollen Blütenflor wichtig. Wasser und Dünger braucht sie reichlich im Laufe des Sommers. Damit die Erde immer gute Struktur aufweist ist ein Umtopfen in jedem Frühjahr sinnvoll. Für diese Kübelpflanze sind gut strukturierte, nährstoffreiche Substrate geeignet. Wegen der Wüchsigkeit der Pflanze sollte das Pflanzgefäß für die Saison ausreichend groß gewählt werden.
Gedüngt wird von April bis Ende September über das Gießwasser mit einem ausgewogenen Volldünger, der in der Hochsaison zumindest wöchentlich bis zur vom Düngemittelhersteller empfohlenen Höchstdosis gegeben werden kann. Die gelegentliche Zugabe von Eisendünger ist sinnvoll.
Meist ist im Jahre des Erwerbs der Pflanze das Wachstum noch recht moderat, da im Gartenbau häufig sogenannte „Halmverkürzer“ oder Stauchemittel aus der Landwirtschaft eingesetzt werden, um den Wuchs kompakt zu halten. Für kompakte Pflanzen im Garten, muss man zu einem Trick greifen, der einen kleinen Balanceakt darstellt und Fingerspitzengefühl erfordert: Man kann durch die Reduzierung der Wassergaben das Längenwachstum der Triebe etwas bremsen. Für eine optimale Blütenbildung ist dabei wichtig die Pflanze über das Gießwasser trotzdem ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Das Düngen auf einen trockenen Wurzelballen ist aber zu vermeiden, da es sonst schnell zu Verbrennungen kommen kann. Auch eine Kombination aus Depotdünger, der der Topferde zugegeben wird und Düngung über das Gießwasser ist möglich. Gelingt der Spagat, so werden die Bemühungen durch üppigste Blütenpracht belohnt!

Vermehrung
Lycianthes rantonnetii kann über Stecklinge vermehrt werden.

Krankheiten und Schädlinge
Es kann – sowohl im Sommer als auch bei der Überwinterung – zum Befall mit Läusen und der sogenannten Weißen Fliege (Mottenschildlaus) kommen, eher selten ist (besonders im Winter bei trockener Luft) ein Befall mit Spinnmilben möglich. Läuse und Weiße Fliege sind in der Regel gut mit biologischen Mittel zu bekämpfen. Bei akutem Befall sollte man sich Rat bei einen Gärtner des Vertrauens holen.

Überwinterung und Schnitt
Vor dem „Einwintern“ sollte die Pflanze kräftig zurück geschnitten werden, ein bis zwei Drittel der Triebe können bedenkenlos eingekürzt werden.
Je nach Überwinterungsart braucht der Kartoffelbaum sehr wenig Wasser - der Verbrauch richtet sich nach Lichtangebot und vorhandenem Laub (mehr als 10°C - warm und hell - benötigt die Pflanze öfter Wasser, als unter 10°C - kühl und dunkel wirft die Pflanze die Blätter ab und benötigt weniger Wasser. Der Wurzelballen darf aber nie ganz austrocknen). Überwintern kann man den Enzianstrauch sehr gut in einem temperierten Wintergarten, aber auch in einer frostfreien Garage oder einem Keller. Bei Temperaturen im Bereich über ca. 12°C ist im Winter auch Wachstum möglich, dann sollte man regelmäßig auch auf Schädlinge wie Weiße Fliege (Mottenschildlaus) oder Läuse kontrollieren.
Um Lycianthes rantonnetii im Frühjahr zu „wecken“ wird die Pflanze ab März wieder hell und wärmer gestellt, bei milder Witterung kann sie, vor der prallen Sonne geschützt, tagsüber auch schon mal im Freien stehen. Achtung: das Laub ist die harte UV-Strahlung nicht mehr gewöhnt und reagiert mit Sonnenbrand.
Im Frühjahr werden Geiltreibe (lange Triebe, die im Winter zum Licht „geschossen“ sind) eingekürzt und abgestorbene Triebe heraus geschnitten. Gegebenenfalls muss im Laufe des Frühjahrs ein zweiter Rückschnitt gemacht werden.
Ein Rückschnitt in dieser Zeit fördert frische Austriebe, je nach Wärme und Licht kann es dann schnell zu starkem Wachstum kommen. Ab dem zweiten Jahr dauert es etwas bis zur Blütenbildung und bis dahin ist das Wachstum leider nur schwer in den Griff zu bekommen.
Das jährliche Umtopfen erfolgt am besten zum Wachstumsbeginn im Frühjahr. Dass das Wachstum der Triebe damit zusätzlich angeregt wird muss in Kauf genommen werden. Die Pflanze kann mit frischer Erde (aber nicht zwangsläufig einem größeren Topf) beim Wachstum unterstützt werden. Auch mit vorsichtigem Düngen kann begonnen werden.

Galerie



Bilder: M. Alter, H. Wegner
Text: M. Alter, H. Wegner
November 2019