Bitte schalten Sie das JavaScript in Ihrem Browser ein, um diese Seite komfortabel nutzen zu können.
Baumfarne sind lebende Fossilien.
Sie besiedeln unseren Planeten seit mehr als 180 Millionen Jahren, haben die Dinosaurier überlebt und gehören erdzeitgeschichtlich zu den ältesten Lebewesen der Erde.
Ihre Wuchsform ist fast unverändert geblieben.
Die taxonomische Unterteilung der Baumfarne ist und bleibt umstritten und wechselt, je nachdem, welche Pflanzenmerkmale herangezogen werden.
Allgemein anerkannt ist, dass die Ordnung der Baumfarne (Cyatheales) zur Klasse der echten Farne (Polypodiopsida) gehört.
Die Ordnung der Baumfarne umfasst über 900 immergrüne und halb-immergrüne Arten, die heute vor allem in den tropischen, feuchten Gebirgsnebelwäldern Australiens, Neuseelands und Malaysias verbreitet sind.
Nach Smith et al 2006 ist die Ordnung der Baumfarne in acht Familien gegliedert, zu denen auch die Familien der Dicksoniaceae und Cyatheaceae gehören.
Aus diesen beiden Pflanzenfamilien stammen die in unseren Breiten als Zierpflanzen verbreiteten Arten, die auch mediterranes Klima tolerieren.
In die Familie Dicksoniaceae gliedert sich die Gattung Dicksonia (Taschenfarne) ein. In dieser Gattung werden zwischen 7 und 30 Arten beschrieben
Als Kulturpflanze wird in unseren Breiten häufig Dicksonia antarctica angeboten. Der Name geht auf die griechisch Bezeichninung antarktikos zurück.
Das bedeutet 'der Arktis gegenüber' und ist in diesem Zusammenhang ein Hinweis darauf, dass die Pflanze auf der Südhalbkugel der Erde vorkommt.
Auch wenn der Name eine gewisse Frosthärte suggeriert, ist diese Art in unseren Breiten nicht zum Überwintern im Freien geeignet.
Diese Art stammt ursprünglich aus Südostaustralien und wird am Naturstandort - bei einem Stammdurchmesser von bis zu 1m - bis zu 15m hoch.
In Kultur erreicht die Pflanze lediglich eine Höhe von 3m. Die Pflanze benötigt einen Standort mit hoher Luftfeuchte und bietet Anhaftungsraum für epiphytisch lebende Arten wie Orchideen, Farnen oder Bromelien.
Die aus Neuseeland stammende Art Dicksonia squarrosa ist etwas robuster gegenüber niedrige Temperaturen. Sie verträgt unter günstigen Bedingungen einige Minusgrade.
In die Familie Cyatheaceae gliedert sich die Gattung Cyathea (Becherfarne) ein. In dieser Gattung werden etwa 300 Arten beschrieben.
Ein Großteil dieser Arten findet man in Ozeanien, aber es gibt auch Sorten in Mittelamerika, sie gedeihen dort im tropischen bis subtropischem Klima.
In unseren Breitengraden findet man aus dieser Familie vor allem den Schuppenbecherfarn Cyathea cooperi als Pflanze im Angebot.
Die Art stammt aus Australien und wächst für einen Baumfarn mit bis zu 10 cm Längenwachstum pro Jahr verhältnismäßig schnell, bereits mit wenigen Jahren bildet er einen Stamm.
Am Naturstandort erreicht er eine Höhe von bis zu 9m.
Baumfarne besitzen einen besonders interessanten Aufbau.
Der unterirdische Wurzelbereich ist im Verhältnis zum übrigen Teil der Pflanze sehr klein.
Der Wachstumsbereich liegt, geschützt von Haaren, Schuppen oder Dornen an der Sprossspitze und bildet fortlaufend neue Farnwedel aus.
Die Wedel stehen rosettenförmig um die Sprossachse, sind zunächst schneckenförmig aufgerollt und entrollen sich bei ihrer Entfaltung von der Basis zur Spitze.
Sie haben eine Länge von 1 bis 3m und es können gleichzeitig bis zu 60 grüne, assimilationsfähige Wedel ausgebildet sein.
An der Basis der Wedel ist das Gewebe durch ein Festigungsmaterial verstärkt. Diese Basis bleibt nach dem Absterben der Wedel bestehen und bildet den Stamm des Baumfarns.
Neben den unterirdischen Wurzeln bildet der Baumfarn auch sproßbürtige Wurzeln aus. Diese Wurzeln legen sich als dichtes Geflecht um den Stamm.
Über dieses Geflecht versorgt sich der Baumfarn aus der nebelfeuchten Luft mit Wasser.
Beim Taschenfarn ummantelt das Geflecht den gesamten Stamm, beim Becherfarn ist es oft nur im unteren Stammbereich vorhanden.
Baumfarne wachsen sehr langsam und können am Ursprungsstandort ein Alter von 400 Jahren erreichen.
Der Stamm zeigt kein sekundäres Dickenwachstum und die Stammdicke beträgt in Kultur zwischen 30 und 40cm im Durchmesser.
Das maximal mögliche Längenwachstum beträgt zwischen 2,5 und 5cm pro Jahr und die Pflanze benötigt 20 bis 50 Jahre um in Kultur ihre Endhöhe zu erreichen.
Bereits der Anblick von größeren, in Kultur befindlichen Exemplaren mit einem Stamm von 2-3 Metern Höhe und einer Krone mit einen Durchmesser von 3-5 Meter mit ihren filigranen Wedeln ist sehr beeindruckend.
In Neuseeland ist der Silber-Baumfarn (Cyathea dealbata) Nationalpflanze und hat eine tiefe kulturelle Bedeutung.
Bei den Maori, den neuseeländischen Ureinwohnern, gelten die "Ponga" als Heilpflanzen und spielen auch in ihrer Mythologie eine wichtige Rolle.
Das Motiv des aufgerollten Palmwedels findet sich in ihren traditionellen Tätowierungen wieder.
In diesem Monat startet in Neuseeland das Referendum über die neue Flagge Neuseelands.
Von den vier zur Auswahl stehenden Entwürfen zeigen drei das Motiv eines Wedels des Silber-Baumfarns und einer einen Koru, eine Spirale aus der Kunst der Maori,
die ein eingerolltes Blatt des Silberfarns symbolisiert.
Bei den Aboriginal, den australischen Ureinwohnern, wurde das stärkehaltige Mark der Wedel als Nahrungsmittel genutzt. Wird beim Ernten der Wedel jedoch die Sprosspitze beschädigt, führt dies zum Absterben der Pflanze.
Die noch aufgerollten Wedel sind giftig.
Weitere interessante Informationen und Quellen finden Sie hier:
Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem
Baumfarne.info
Wikipedia - Baumfarne
Royal Horticultural Society - Tree Frens
Standort und Düngung
Im Sommer können diese Baumfarne gut im Freien, an einem halbschattiger Platz, stehen.
Da sie aus nebelfeuchten Wäldern stammen und Wasser direkt über das Stammgeflecht aufnehmen, ist Luftfeuchtigkeit,
besonders für ältere Pflanzen mit eine hohen Stamm, im Sommer wie Winter - auch bei der Überwinterung im Freien - von großer Bedeutung.
Der Stamm sollte gut feucht gehalten werden, im Sommer kann dies durch tägliches Gießen des Stammes erfolgen.
Das Besprühen der Blätter bei trockener Heizungsluft ist besonders zu empfehlen.
In der Hauptwachstumszeit ist 14tägiges düngen mit Palmendünger möglich.
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt ausschießlich über Sporen, da die Pflanzen nur über eine Wachstumszone an der Sprosspitze verfügen.
Wird diese verletzt stirbt die Pflanze meist ab.
Für die Stecklingsvermehrung werden Pflanzenteile benötigt, die sowohl eine Wachstumszone für die Sprossbildung besitzen und die Fähigkeit Wurzeln zu regenerieren.
Krankheiten und Schädlinge
Ein scheinbares Pflanzenschutzproblem ist die Ansiedlung von Pilzen auf den Stämmen der Baumfarne mit ihrer besonderen Struktur.
An den Stämmen an denen sich zusätzlich abgestorbenes Pflanzenmaterial festsetzen kann und die ständig befeuchtet werden, können sich Hutpilze ansiedeln.
Diese sind in der Regel keine Schadpilze, da sie lediglich vom "totem" organischen Material leben.
Die Bekämpfung ist zudem schwierig, da die sichtbaren Hutpilze nur die Fruchtkörper des Pilzes sind, der Pilz selber mit den Hyphen tief in der Pflanze verwurzelt ist.
Eine Bekämpfung mit handelsüblichen Fungiziden (Pilzbekämpfungsmitteln) ist nicht ratsam, da Baumfarne die normalen Dosierungen dieser Mittel nicht gut vertragen.
Eine geringere Dosis ist führt zu Unwirksamkeit und Resistenzbildung gegen das Mittel.
Wer trotzdem handeln möchte, kann die Fruchtkörper entfernen und die betroffene Stelle mit erkalteter Holzasche abstreuen.
Überwinterung
Laut der britischen Royal Horticultural Society sind Baumfarne, je nach Art, nur bis maximal Winterhärtestufe drei winterfest.
Zur Beschreibung der Winterhärte von Pflanzen werden Zonen angegeben, in denen sie den Winter im Freiland überleben. Die Zonen sind nummeriert.
Eine kleine Nummer steht für eine kalte Klimazone, eine hohe Nummer für wärmere Klimazonen. In Deutschland sind Klimabereiche von 6 bis 8 angegeben.
Nähere Informationen und Karten finden Sie auf wikipedia
und im Deutschen Gartenbauforum.
In Ländern, in denen das Klima vom Golfstrom beeinflusst ist, hat die Freilandüberwinterung von Baumfarnen gute Chancen, in unseren Breitengeraden ist die Überwinterung im Freiland auch mit Winterschutz ein Glücksspiel.
Will man das Experiment trotzdem wagen, sollte man sich in einer für eine Überwinterung günstigen Region wie einem Weinanbaugebiet befinden.
Die bereits mehrjährige Pflanze sollte an einem windgeschütztem Ort ausgepflanzt werden, in unseren Breitengraden aufgewachsen sein und sich am gewählten Standort wohlfühlen.
Die Pflanze sollte bereits im Frühjahr in ein ideales Substrat ausgepflanzt werden, um ausreichen Wurzeln zu bilden.
Die ideale Erdmischung könnte ein lockerer Waldboden mit einem guten Anteil Humus bilden.
Wichtig ist, dass das Gießwasser gut ablaufen kann, also ggf. mit einer Drainage im Pflanzloch z.B. aus Kies, Bims oder Lavaschlacke den Vorgang unterstützen.
Eine ausreichende Nährstoffversorgung in der Wachstumsperiode ist ein weiterer wichtiger Aspekt.
Der Stamm muss – Sommer wie Winter – ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt werden.
Im Herbst sollte man die Wedel abschneiden oder zumindest zusammenschnüren und gut einpacken.
Besonders der Stamm sollte – z.B. mit Jutesäcken - vor starkem Frost und intensiver Sonneneinstrahlung im Februar/ März geschützt werden.
Folie ist als Winterschutz nicht geeignet, die Gefahr von Pilzbefall und anderen Krankheiten ist zu groß.
All diese Maßnahmen sind keine Garantie das alles "gut geht" - aber es sind wichtige Voraussetzungen für die Freilandüberwinterung in unseren Breitengraden.
Will man mit der Überwinterung auf Nummer sicher gehen, sollte die Pflanze im Kübel belassen und im Winter ins Gewächshaus oder den Wintergarten gestellt werden.
Während der Überwinterung immer auf ausreichende Befeuchtung von Stamm und Wedeln achten.
Bilder: M. Alter, A. Schmitt, B. Verbeek, H. Wegner
Text: M. Alter, H. Wegner
November 2015